Fallstudie: EuroDragon – ein OEM-Zulieferer folgt seinen Kunden nach Asien

Die Ausgangssituation

Ein europäisches Outsourcing-Unternehmen, das die Produkte namhafter Markenartikler für den weltweiten Vertrieb herstellte, stand vor einer schwierigen Aufgabe: Die international operierenden Großkunden erwarteten von dem Management, dass man für die wachsenden Absatzmärkte in China und Asien nicht weiterhin in Europa, sondern kostengünstig in Asien und damit marktnäher zu den Kunden in dieser Region produziert. Das Unternehmen ohne umfassende entschloss Auslandserfahrung sich zur Internationalisierung. Der Vorstand stand vor der Aufgabe, einen Produktionsstandort in Asien zu finden, der optimal für die Belieferung dieser Märkte war. Er wandte sich deshalb an Sanet, um das Unternehmen strategisch zu beraten und bei der Umsetzung einer Auslandsinvestition zu begleiten.

Die Vorgehensweise

Strategische Entscheidung

In Workshops gemeinsam mit dem Klienten entwickelte Sanet zunächst einen Anforderungskatalog für den optimalen Standort der zukünftigen Fabrik. In Betracht kamen dabei auf den ersten Blick China, denn dort waren die Hauptliefermärkte, oder ein Land Südostasiens. Gegen China sprach, dass das europäische Unternehmen als Outsourcer oder „OEM-Hersteller“ größtes Vertrauen seiner Kunden in Hinblick auf den Schutz deren geistigen Eigentums genoss. Dieses Vertrauen sprach deshalb gegen jeden Standort, an dem man das geistige Eigentum der Kunden nur bedingt sichern konnte. Für Südostasien neben dem besseren Schutz dieser Rechte zudem, dass es hier mit Malaysia und Thailand hoch entwickelte Produktionsstandorte gab, an denen zu günstigen Kosten qualitativ hochwertige Waren hergestellt wurden. Die erste Entscheidung fiel als Investitionsland an Thailand. Für Thailand sprachen die gute Infrastruktur, ein guter Zulieferermarkt, ein Tiefseehafen und ein Angebot von bis zu 14 Jahren vollständiger oder teilweiser Befreiung von der Körperschaftsteuer. Auch die niedrigen Transportkosten und Leadzeiten nach China mit 6-10 Tagen waren optimale logistische Voraussetzungen.

Standortanalyse

Sodann galt es, innerhalb des Landes den optimalen Produktionsstandort zu finden. Sanet wurde deshalb mit einer Standortevaluierung beauftragt. Sechs mögliche Standorte wurden in eine Shortlist aufgenommen. Im Rahmen dieser Untersuchungen wurden zunächst die Auswahlkriterien festgelegt. Eine wichtige Rolle dabei spielte die Investitionsförderung im Land, die je nach Region 3-14 Jahre Steuererlass bzw. Steuervergünstigung beinhaltete. Die Vorteile einer solchen Standortbetrachtung wurden abgewogen mit den Transportkosten von wichtigen Zulieferanten und zu den Häfen, die angesichts geplanter 400 Container im Jahr erhebliche Bedeutung hatten. Schließlich wurden auch der lokale Arbeitsmarkt, die Nähe von Krankenhäusern, das Wohnungs- und Freizeitangebot für Ausländer und die leichte Erreichbarkeit von Flughäfen in die Bewertung einbezogen. Im Ergebnis entschied sich „EuroDragon“ für ein Industriegebiet in Prachinburi. Hier gab es die höchsten Förderungen durch den thailändischen Staat, ein großes Reservoir an Arbeitskräften aus dem thailändischen ISAAN und einen hervorragend eingerichteten Industriepark, dessen Preise noch nicht durch Unternehmen aus der Automobilindustrie überhöht waren. Außerdem gab der mittelständische und sehr diversifizierte Charakter der Nachbarunternehmen „EuroDragon“ ein wirtschaftliches Umfeld, das dem Charakter des Unternehmens entsprach. Exakte Berechnungen ergaben, dass diese Kostenvorteile bei weitem die leicht höheren Transportkosten zum Tiefseehafen bzw. zu einigen Lieferanten und einem Großkunden im Norden Thailands überstiegen.

Umsetzung

Die Produktionsplanung und die Bauarbeiten organisierte EuroDragon in eigener Regie, und zwar mit einem sehr früh engagierten deutschen Geschäftsführer. Sanet unterstützte die Phase bis zum SoP durch Vorbereitung sowohl der Führungskräfte, als auch der unterstützenden Facharbeiter, die zunächst intensiv und danach zurückgeführt die thailändische Produktion im Aufbau unterstützen sollten. Die Vorbereitung umfasste in mehreren Coachings die Arbeitskultur, den Umgang mit und die Erwartung thailändischer Kollegen, die religiösen und anderen Besonderheiten der Monarchie und auch die konkreten Risiken im sozialen Umfeld.

Das Ergebnis

Nicht ganz zwei Jahre nach dem Beginn der gemeinsamen strategischen Planungen ging ein Produktionswerk in Thailand in den operativen Betrieb. Die Mitarbeiterzahl wurde gegenüber den Planungen in den ersten beiden Jahren um über 100 % überschritten. Die Fertigungsanlagen mussten schon bald ebenfalls ergänzt und ausgeweitet werden. Die Muttergesellschaft in Europa konnte zudem die Produktion für ein verbundenes Unternehmen, das in starkem preislichen Wettbewerb stand, erfolgreich zu einer Produktion in Thailand überführen. Besonders wichtig: „EuroDragon“ ist heute weltweit strategischer Partner seiner internationalen Kunden, für die es zuvor ein zwar angesehener, aber „nur“ lokaler europäischer Produzent war.

Danach und Heute

Auch nach Abschluss des Investitionsprojekts wurden Sanet weitere Aufgaben anvertraut. So wurden im Rahmen eines Lokalisierungsprojekts Einsparungen im hohen sechsstelligen Eurobereich durch die Suche und Vorqualifizierung neuer Lieferanten erzielt. In einem weiteren, über zwei Jahre laufenden Projekt, identifizierte und qualifizierte Sanet eine Vielzahl potentieller thailändischer Neukunden und stellte die Verbindung für konkrete Geschäftsbeziehungen her.